Was tun, wenn Softwareprojekte schleichend entgleisen?
Jedes zweite IT-Projekt verfehlt die Erwartungen
Stellen Sie sich vor, Ihr Unternehmen investiert erhebliche Ressourcen in ein IT-Projekt – und am Ende bleibt der Erfolg aus. Leider ist das keine Seltenheit. Doch Softwareprojekte scheitern selten über Nacht. Vielmehr ist es ein schleichender Prozess, dem Sie mit klarer Ausrichtung wirksam entgegenwirken können. Eine der zentralen Ursachen: fehlende Transparenz über Ziele, Prioritäten und Anforderungen – und das über alle Beteiligten hinweg.
Was zunächst als schlankes, gut strukturiertes Vorhaben startet, gerät nach und nach ins Wanken. Neue Anforderungen kommen hinzu, bestehende verschieben sich, Entscheidungen werden zunehmend reaktiv statt strategisch getroffen.
Einblicke in Studienergebnisse verdeutlichen ausbleibenden Projekterfolg
Eine der bekanntesten Studien zur Erfolgsquote von Softwareprojekten ist der CHAOS Report der US-amerikanischen Standish Group, die seit 1994 mehr als 40.000 IT-Projekte untersucht hat. In der Ausgabe von 2020 zeigte sich: Nur 31 % der analysierten Softwareprojekte wurden erfolgreich abgeschlossen – also im geplanten Zeit- und Budgetrahmen und mit dem vollen Funktionsumfang. Rund 50 % wurden zwar fertiggestellt, blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück. Und ganze 19 % scheiterten komplett. Der Project Success Report 2023 des Project Management Institute (PMI) kommt zu ähnlichen Ergebnissen und zeigt, dass nur 36 % der Projekte als vollends erfolgreich bewertet wurden.
Das Phänomen, das Softwareprojekte so oft entgleisen lässt, hat einen Namen: Scope Creep. Gemeint ist damit ein unkontrollierter Funktionszuwachs, der nicht entlang der übergeordneten Produktstrategie erfolgt.
Scope Creep, das tückische Phänomen
Zu Beginn eines Projekts wird der Umfang meist noch klar definiert: Es werden spezifische Ziele, Funktionen und Anforderungen festgelegt, die in einem vereinbarten Rahmen umgesetzt werden sollen. Doch im Verlauf eines Projekts – oft ohne dass es den Beteiligten bewusst wird – kommen immer neue Anforderungen hinzu. Features, die ursprünglich nicht eingeplant waren, werden nachträglich eingeführt, ohne die Konsequenzen zu berücksichtigen. Dieser Zuwachs geschieht in der Regel schrittweise und scheinbar harmlos. Ein kleiner Änderungswunsch hier, eine neue Funktion dort – doch mit jeder Veränderung wächst das Projekt weiter, oft ohne die ursprünglichen Ziele und Prioritäten noch im Blick zu behalten.
Die Folge sind schwer zu steuernde, überladene Projekte, die im Ergebnis ihr Ziel – und damit ihren eigentlichen Nutzen – aus dem Blick verlieren. Auch aus unserer Erfahrung wissen wir: Scope Creep entsteht nicht durch einzelne Fehlentscheidungen, sondern durch fehlende Leitplanken. Gerade in dynamischen Projektumfeldern sind klare Prioritäten, bewusst getroffene Kompromisse und messbare Kriterien entscheidend, um auf Kurs zu bleiben.
Was Scope Creep besonders gefährlich macht, ist, dass er oft nicht sofort auffällt.
Leitfaden: Wie Sie Scope Creep vermeiden können
Damit Sie frühzeitig erkennen können, ob Ihr Projekt für Scope Creep anfällig ist – oder bereits betroffen –, haben wir einen praxisnahen Leitfaden entwickelt. Er zeigt Ihnen konkrete Kriterien, mit denen Sie Ihr Projekt Schritt für Schritt überprüfen und gezielt gegensteuern können.